Die EU diskutiert zurzeit über eine Plastiksteuer. EU-Kommissar Günther Oettinger kündigte letzte Woche die Prüfung einer solchen Abgabe an. Hintergrund: China hat ab dem 1. Januar 2018 einen Importstopp für Plastikabfälle erlassen. In China waren bis jetzt grosse Mengen von Plastik aus der EU aufbereitet und recycelt worden. Vieles ist bei der angedachten Steuer noch unklar: Ob es eine Produzenten-, oder Verbrauchersteuer sein soll, oder wo Ausnahmen möglich sein sollen. Die beratende Kommission will bis Mai entscheiden, ob eine solche Plastiksteuer eingeführt werden soll. Und wie in Steuerfragen so üblich, müssten sich dann noch alle EU-Staaten einige sein, damit die Steuer in Kraft gesetzt werden könnte. Es ist noch ein langer Weg.


Kunststoffe gibt es in unzähligen Formen, sie umgeben uns im Alltag. Seit 1950 sind die Mengen an produziertem Plastik drastisch gestiegen – klar, das Material hat hervorragende Eigenschaften, es ist leicht und langlebig und dazu noch billig herzustellen. In den 50er Jahren betrug die weltweite Produktion von Plastik noch rund eine Million Tonnen pro Jahr. Heute sind es jedes Jahr 245 Millionen Tonnen. In der Schweiz produziert jede Person ca. 700 kg Siedlungsabfall pro Jahr. Fast 100 kg davon sind Kunststoffe. Wir liegen damit weit über dem EU-Schnitt, wo jede EU-BürgerIn im Schnitt 31 kg Plastikabfall pro Jahr produziert. Die Menge an Abfall spiegelt unser Konsumverhalten.
Plastikmüll ist aus ökologischer Sicht ein riesiges Problem. Bis 2050 wird es in den Weltmeeren mehr Plastik als Fische geben. Kunststoffe sind äusserst langlebig. Sie werden zwar durch das Wasser und die Sonne kontinuierlich verkleinert, aber nicht vollständig zersetzt. Die Mikropartikel bringen weitere Probleme mit sich. An vielen Orten in den Meeren ist heute die Dichte der Plastikteilchen bis zu 60-fach höher als die von Plankton. Einmal in der Nahrungskette sind die Auswirkungen auf Tiere und Menschen noch nicht endgültig geklärt. Klar ist, dass sich die Teile in den Verdauungstrakten von Wassertieren akkumulieren und die im Plastik enthaltenen Chemikalien hormonaktiv wirken können, das heisst, Verhalten und Fortpflanzung beeinflussen können. Aber Plastik kann auch auf direktem Weg über den Kontakt von Verpackungen in den Menschen gelangen. Enthalten sind hunderte von Stoffen, welche für den Menschen schädlich sind. Viele dieser Substanzen gelten als krebserregend oder schädigend für das Erbgut. Einige sind besonders schwer abbaubar und können sich im Gewebe anreichern.


Erdöl ist eine endliche Ressource. Für die Herstellung einer einzigen PET-Flasche braucht man 0.3 Liter Erdöl. Für die Herstellung von Plastik ist das Erdöl noch immer steuerfrei. Aus Grüner Sicht wäre eine effektive Besteuerung von Erdöl überall, wo es eingesetzt wird, mehr als nötig, um die nötige Abkehr von der fossilen Ressource zu beschleunigen. Eine Plastiksteuer wäre demnach wohl eher eine Symptombekämpfung. Aber je nach Ausgestaltung eine durchaus effektive. 

(Publiziert im P.S. 19.1.2018)

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