Er wirft Wellen: Der Entscheid der EU, das Herbizid Glyphosat um weitere fünf Jahre zuzulassen. Zuvor hatte Frankreich wegen der Risiken für Gesundheit und Umwelt gegen die Wiederzulassung gestimmt. Die Entscheidung hing am Votum des deutschen Vertreters. Dieser hatte sich bei allen vorherigen Abstimmungen enthalten, weil sich der Agrarminister und die Umweltministerin nicht einigen konnten. Christian Schmidt (CSU) setzte sich nun überraschend über die Bedenken von Barbara Hendricks (SPD) hinweg. Dass unter der Einschätzung der WHO als «potenziell krebserregend» und den vielen Bedenken von Umweltschützern und WissenschaftlerInnen und nicht zuletzt BürgerInnen eine weitere Zulassung des Herbizids beschlossen wurde, ist mehr als fragwürdig. Diese Entscheidung priorisiert die Interessen der Agrarindustrie vor den Sorgen der Bevölkerung.

Die Monsanto-Manager sind erleichtert. Seit mit dem gentechnisch veränderten Saatgut Glyphosat auch während der Kulturdauer (und nicht nur vor- oder nachher) ausgebracht werden kann, ist es ein sicherer Wert für den Grosskonzern, der 40% des weltweit eingesetzten Mittels produziert.

Aber mit dem Entscheid der EU in Sachen Glyphosat ist die Sache nicht gegessen. Es formiert sich Widerstand: Fast eine halbe Million Menschen haben in Deutschland eine Petition unterzeichnet, die den Rücktritt von Christian Schmidt fordert. Umweltverbände haben sich bereits vernehmen lassen, dass sie peinlichst auf die Biodiversitätsauflagen für den Einsatz des Giftes achten werden. In Österreich haben bereits über 500 Gemeinden auf Druck aus der Bevölkerung entschieden, auf den Einsatz von Glyphosat zu verzichten. In der USA entscheidet sich demnächst, ob Monsanto vor Gericht muss wegen bewusster Inkaufnahme von Krebsrisiken.

Doch die Gefährlichkeit von Glyphosat ist umstritten: Von Seiten der Bauern hört man immer, dass die Dosis das Gift mache und ein bewusster Einsatz unbedenklich sei, das hätte der jahrzehntelange Einsatz bewiesen. Und wieder zeigt sich hier das ewige Dilemma der Bauern: Langfristiges Denken geht nur in eine Richtung, und zwar zurück. Schade, denn besser würden sich die Bauern an der Diskussion um den Umbau der Landwirtschaft konstruktiv beteiligen. Dazu müssen wir sie zwingen – und Zwang geht bekanntlich nur übers Portemonnaie.

Und darum wird auch klar, worüber man wirklich reden muss, wenn man sich über Gifte im Trinkwasser beschwert: Darüber, welche Art von Landwirtschaft wir subventionieren wollen.

In der Schweiz landet täglich 820kg Glyphosat auf den Feldern. Das Herbizid ist zugelassen. Zudem hat Umweltministerin Doris Leuthard letzte Woche über die Pläne ihres Departementes informiert, die Grenzwerte für Glyphosat in den Gewässern um den Faktor 3600 anzuheben. Auch Grenzwerte für andere Pestizide sollen angehoben werden. Damit zeigt sich, wie man bei uns mit dem Vollzugsproblem im Umweltschutz umgeht: Wenn man Grenzwerte seit Jahren überschreitet, braucht es Massnahmen, die nichts kosten und die Statistik beschönigen. Rechtzeitig vor der Volksabstimmung über die Trinkwasserinitiative rückt man so die Bilanz ins gute Licht: Es braucht keine Verbote, denn die unbestrittenen Grenzwerte werden eingehalten.

Na dann mal Prost.

 

(Publiziert in leicht geänderter Version im P.S. 12/2017)

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