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[News aus Bern] Sommersession 2024

[News aus Bern] Sommersession 2024

 27. September 2024

Liebe Leserin, lieber Leser
Drei Themen dominierten die Session: Der Streit um die Finanzierung der Milliarden-Aufstockung der Armee und wie diese finanziert werden soll, das Strassburger Urteil im Fall der Klimaseniorinnen und der Besuch des Parlamentspräsidenten der Ukraine.

Der Streit um die Finanzierung der Armee-Ausgaben ging in die nächste Runde. Was nur wenige Wochen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine reflexartig beschlossen wurde, ist nun im Realitätscheck. Und es zeigt sich, dass die Erhöhung der Armeeausgaben ohne zusätzliche Einnahmen kaum machbar ist. Die Stärkung der Armee mag der Wunsch der Bevölkerungsmehrheit sein, aber Wenige sind sich bewusst, was der Plan des Parlaments in Zahlen heisst. Der Anstieg auf 1% des BIP bis 2035 bedeutet eine faktische Verdoppelung der Armeeausgaben. Das heisst, dass statt 6 Mia in Zukunft bis zu 12 Mia pro Jahr für die Armee ausgegeben werden soll. Die Erhöhung kostet mehr als die 13. AHV-Rente, mehr, als der Bund jährlich für die gesamten Kosten der Entwicklungszusammenarbeit ausgibt. Bei der Diskussion um die Finanzierung hat sich bislang ein Antrag aus dem Ständerat durchgesetzt, der das Armeebudget schneller als der Bundesrat bereits bis 2030 quasi verdoppeln will und den Mehrbetrag durch die Gelder der Entwicklungszusammenarbeit finanzieren will. Das zeigt das Sicherheitsverständnis des Parlaments unmittelbar: Nur Panzer und Artillerie zählen für die neue Mehrheit. Dass aber beispielsweise auch die zivilen Sicherheitsbehörden oder die internationale Friedensförderung ebenfalls einen Beitrag leisten, will die neue Mehrheit nicht sehen. Die Polizei, der Nachrichtendienst, die internationele Zusammenarbeit, sie alle müssen die linearen Kürzungen in Kauf nehmen, einzig die Armee ist ausgenommen.

 

Die Debatte um die Armee-Finanzen dominiert denn auch die Ukraine-Diskussion. Vorschläge zur Unterstützung der Ukraine bzw. dem Stopp der Alimentierung der russischen Kriegskasse wurden abgelehnt. Kein Ausbau der humanitären Hilfe, keine Kriegsgewinnsteuer, kein Beitritt zur Oligarchen-Taskforce, keine Rohstoffhandelsplatzaufsicht, kein Fonds für den Wiederaufbau etc. war mehrheitsfähig. Die Solidarität des Parlaments mit der Ukraine endet beim eigenen Portemonnaie. Dass dann auch noch der Besuch des ukrainischen Ratspräsidenten Ruslan Stefanchuk überschattet wurde durch die fragwürdige "Treppen-Szene" des SVP-Fraktionspräsidenten, der sich nicht an die Anweisungen der Sicherheitskräfte halten wollte, war nur noch beschämend.

Auch wenn die antimilitaristische Stimme einen schweren Stand hat, lasse ich es mir nicht nehmen, manchmal die "Stahlhelmfraktion" zu ärgern. So kritisierte ich im Parlament die vierstündige Liveübertragung der Luftwaffenübung auf SRF1.

 

Persönlich versuche ich aber immer wieder, dem Frieden die Stimme zu geben. An einer medial viel beachteten Rede am Ostermarsch habe ich gefordert, die Ursachen von Krieg nicht aus dem Blick zu verlieren. Auf meiner Website ist die Rede nachzulesen.

Ausserdem werde ich mich als Co-Präsidentin für die Atomwaffenverbotsinitiative engagieren, die in der ersten Juliwoche lanciert wird. Sie fordert, dass die Schweiz den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnet. So lange der "rote Knopf" existiert, wird es keine Sicherheit geben, darum müssen wir wieder über Abrüstung sprechen. Hier gehts zur Website der Initiative.

 

Die Umwelt hat einen schweren Stand im Parlament. In der Session haben wir die Umweltverantwortungsinitiative der Jungen Grünen beraten. Die Initiative verlangt, dass in der Verfassung festgeschrieben wird, dass die Schweiz die planetaren Belastungsgrenzen respektiert, also nicht mehr Ressourcen verbraucht, als die Natur zur Verfügung stellen kann. Selbstverständlich, oder? Nicht für die Mehrheit des Parlaments. Besonders enttäuschend: Nicht mal zu einem Gegenvorschlag konnte sich das Parlament durchringen. Mein Votum zur Umweltverantwortungsinitiative kann man hier nachhören.


Weiter beschloss das Parlament in einer Erklärung, das Klimaurteil aus Strassburg im Fall der Klimaseniorinnen zu ignorieren. In einer beispielslosen Debatte wurde das Urteil als politisch motiviert, lächerlich und als Einmischung dargestellt. Das Parlament bellte wie ein getroffener Hund. Besonders stossend war in der Debatte nicht nur, dass sich manche wir Richter aufführten und den Respekt der Rollenteilung vermissen liessen, sondern auch, dass eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Urteil, nämlich dass die Schweiz nicht genug für den Klimaschutz macht, völlig fehlte. Die Erklärung des Parlaments muss denn auch so verstanden werden: Als Ausrede, sich im Detail mit den 300-Seiten-langen Erwägungen des Gerichts auseinanderzusetzen. Wie es weitergeht ist trotzdem offen, denn Entscheide des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofes sind für die Staaten verbindlich. Der Bundesrat sollte sich in den nächsten Wochen zur Sache äussern.

Und sonst? Die Agrarlobby setzte sich durch: Das Parlament hat die erst kürzlich eingeführte Vorschrift, dass 3.5% der Agrarflächen als ökologische Ausgleichsflächen ausgeschieden werden sollen, wieder gekippt. Und der Einsatz der Pestizide soll nicht nur nicht reduziert werden - die Agrarlobby hat sogar eine Kampagne gegen die Transparenz lanciert, um die Meldepflicht zu kippen.

Dass dann der Bauernpräsident in den Medien noch behauptet, es gebe keine Biodiversitätskrise, lässt mich nur noch den Kopf schütteln. Im Herbst werden wir über die Biodiversitätsinitiative abstimmen. Es ist wichtig, dass es hier ein Zeichen aus der Bevölkerung gibt, dass man den Kurs des Parlaments so nicht hinnehmen wird. Bitte tragt Euch ein im Komitee und unterstützt die Abstimmungskampagne!

Wie Ihr seht, bleibt viel zu tun. Ich bleibe dran: für die Natur, den Frieden und die Menschen.

 

Herzliche Grüsse


Marionna Schlatter

Voten (Auswahl)

- Für eine verantwortungsvolle Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen (Umweltverantwortunginitiative)

- Mo. Für einen attraktiveren Halbtax-Preis

- WEF 2025-2027 in Davos

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