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[News aus Bern] Herbstsession 2025: PFAS, Beschleunigungserlass und Abschottungsinitiative

[News aus Bern] Herbstsession 2025: PFAS, Beschleunigungserlass und Abschottungsinitiative

 26. September 2025

 

Liebe Leserin, lieber Leser 

Bevor ich zu meinem Sessionsrückblick ‍komme, muss ich etwas loswerden: 
Die Solarinitiative droht zu scheitern. Unsere nationale Volksinitiative, die wir vor über einem Jahr lanciert haben, steht auf der Kippe. Es fehlen uns noch über 30‘000 Unterschriften, die wir bis Ende November zusammenkriegen müssen.

Der politische Backlash hat dazu geführt, dass wir alle mit Abwehrkämpfen beschäftig waren. Auch das ist wichtig, aber genau so wichtig ist, dass wir Themen setzen können. Die Solarinitiative ist unser „Gegenvorschlag“ zu AKW-Initiative der SVP. Es ist nicht auszudenken, dass wir ohne diesen in den Atom-Abstimmungskampf steigen. Darum meine aufrichtige Bitte: Sammelt noch einige Unterschriften! Sei es in Eurem Umfeld oder zusammen mit anderen auf der Strasse. Jede Unterschrift zählt. Den Unterschriftenbogen findet Ihr im Anhang, das Argumentarium hier. 

Nun zum Sessionsrückblick:
Mit der ausserordentlichen Session zu den Ewigkeitschemikalien, den „PFAS“, konnten wir ein Thema auf die nationale Politbühne bringen, das uns noch lange begleiten wird. Diese Ewigkeitschemikalien, sie sich in so vielen Produkten befinden, reichern sich in der Umwelt und auch im Körper an und gefährden die Gesundheit. Als Sprecherin für die Grünen habe ich die ausserordentliche Session initiiert und eine Motion vertreten, die eine Abgabe an der Quelle fordert. Denn die Kosten, die auf die Gemeinden und Kantone zukommen werden, um Böden zu sanieren oder die Folgen zu bewältigen, sind immens. Das Parlament hat sich zwar noch nicht zu mutigen Massnahmen durchringen können – aber wir haben dafür gesorgt, dass die gefährlichsten Rückschritte verhindert wurden. Und wir bleiben dran! Z.B. mit unserer Petition.

Ein Lehrstück politischen Seilziehens war die Debatte um den sogenannten „Beschleunigungserlass“. Bei diesem Paket von Gesetzesänderungen geht es im Kern um die Beschleunigung der Verfahren zum Ausbau der Erneuerbaren. Das ist dringend nötig, denn wir kommen zu langsam voran. Zwar sind private Photovoltaik-Anlagen auf dem Vormarsch, aber grössere Projekte, wie Wasser, Solar- oder vor allem Windprojekte haben es schwierig. In der Schweiz dauert es im Durchschnitt fast 20 Jahre, bis so ein Projekt realisiert werden kann! Da die bürgerliche Mehrheit an diesem Geschäft ein Exempel statuieren wollte gegen die Umweltverbände und das Verbandsbeschwerderecht aufheben, stand die Vorlage nach jahrelanger Debatte kurz vor dem Scheitern. In letzter Minute wurde eine rechtlich unseriöse und ungeprüfte Lösung eingebracht, die die Vorlage gerettet hat. Sie lässt das Verbandsbeschwerderecht am Leben, aber ermöglicht für die Umweltverbände keinen Weiterzug ans Bundesgericht, im Gegensatz zu Privatpersonen. Ich finde diese Lösung stossend, bin aber dennoch froh, dass die Vorlage das Parlament überlebt hat. Der Beigeschmack bleibt aber: Es sind Zeiten, in denen es mehrheitsfähig ist, der Umwelt Rechte zu nehmen statt zu geben.

Daneben beanspruchte die SVP volle 8 Stunden der Session für ihre 10-Millionen-Schweiz-Debatte. Manche Voten der SVP lassen sich kaum ein eigene Worte fassen, sie sind derart menschenverachtend und rassistisch gegen die 2.5% in der Bevölkerung, die auf der Flucht Schutz in der Schweiz gesucht haben. Wie einfach ist doch diese Sündenbockpolitik! Wer sich einen Einblick in die Debatte antun möchte, kann das z.B. mit diesem Votum hier. Für mich ist klar: In Zeiten autoritärer Machtpolitik ist es umso wichtiger, dass die Schweiz ihren Platz in Europa vertritt und die Beziehungen zu den Nachbarn stabilisiert. Und auf Ausgrenzung und Aggressivität reagieren wir mit Menschlichkeit und Solidarität.

Aust‍ausch mit dem polnischen Parlamentspräsidenten kurz nach den Luftraumverletzungen Russlands

 Und zuletzt:

Auch der Ständerat hat den Verschärfungen im Zivildienstgesetz zugestimmt. Damit ist es klar: Die Mehrheit des Parlaments stellt sich hinter eine Reform, die den Zivildienst massiv angreift, Dienstleistende schikaniert und zu fehlenden Zivis in Pflege, Bildung und Umweltschutz führt. Dagegen ergreifen wir das Referendum!


Nun wünsche ich einen wunderschönen Herbst! In meiner liebsten Jahreszeit bin ich natürlich ab und zu im Wald. Die Natur erinnert mich daran, was es zu schützen gilt – und gibt mir die Kraft, dafür zu kämpfen. Ich freue mich, wenn wir diesen Weg gemeinsam gehen.

 

Herzliche Grüsse

 



Marionna Schlatter

PS Und manchmal findet auch der Wald den Weg in das Bundeshaus. Anlässlich des 100jährigen Jubiläums der VAPKO (Vereinigung amtlicher Pilzkontrolle), bei der ich mich als Ausbildnerin und Medienverantwortliche engagiere, offerierte der Verband einen Pilzapéro für die Mitglieder des Parlaments, der auf reges Interesse stiess.‍

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