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Wenn wir über Energie und Klima sprechen, kreist die politische Debatte fast automatisch um Technik: mehr Kraftwerke, mehr Speicher, mehr Netzausbau, mehr Effizienz. Das ist alles unbestritten wichtig, aber klammert einen wichtigen Aspekt aus: Denn die eigentliche Frage lautet nicht nur, wie wir Energie zubauen und effizienter nutzen, sondern wie viel wir überhaupt verbrauchen – und wofür. Neben dem Ausbau und der technischen Effizienzsteigerung bildet die Suffizienz die dritte Säule der Energiepolitik, und der jüngste Bericht des Weltklimarats nennt sie erstmals als zentrales Klimaschutzinstrument. Bis zu 25 % des heutigen Endenergieverbrauchs liessen sich durch Suffizienz-Massnahmen einsparen, rund 30 Terawattstunden pro Jahr. Das entspricht mehr, als alle Schweizer Haushalte zusammen an Strom verbrauchen. Solche Massnahmen finden sich in allen Lebensbereichen: eine Raumplanung der kurzen Wege führt zu weniger Verkehr, weniger Einwegprodukte zu weniger Abfall, längere Nutzungszyklen zu weniger Ersatz und eine intelligente Preispolitik zu weniger Verschwendung. Suffizienz ist überall dort wirksam, wo wir nicht nur „effizienter“ verbrauchen wollen, sondern grundsätzlich weniger Energie benötigen. Obwohl kostengünstig und logisch, bleibt Suffizienz in der Politik ein Stiefkind. Milliarden fliessen in den Ausbau der Erneuerbaren und Effizienzprogramme finden breite Akzeptanz, aber Suffizienzmassnahmen haben es schwer. Das ist problematisch, denn reine technische Effizienz wird es nicht richten. Sie wird oft durch Rebound-Effekte vernichtet: LEDs sparen Strom, doch gleichzeitig wird immer grosszügiger beleuchtet. Waschmaschinen benötigen weniger Wasser und Strom, gleichzeitig wird häufiger gewaschen. Autos benötigen weniger Treibstoff, doch das Fahrzeuggewicht wächst überproportional und die gefahrenen Kilometer nehmen zu. Technische Effizienz kann die Verschwendung dämpfen – Suffizienz aber stellt die Frage nach dem „wie viel ist genug, wie viel ist zu viel“. Eine kluge Suffizienzpolitik entlastet Haushalte mit tieferem Einkommen und schafft mehr Lebensqualität, etwa durch gerechtere Energietarife. Kürzere Arbeitswege, langlebige Produkte, Städte mit weniger Lärm und mehr Raum für Begegnung – all das sind unmittelbare Gewinne. Zugleich knüpft Suffizienz an alte Schweizer Stärken an: den sorgsamen Umgang mit knappen Flächen, qualitatives Handwerk, Regionalität. Es geht darum, faire Rahmenbedingungen für ein gutes Leben innerhalb ökologischer Grenzen zu schaffen. Darüber hinaus ist Suffizienz auch strategisch klug. Jede Kilowattstunde, die wir nicht verbrauchen, müssen wir weder teuer importieren noch mit zusätzlichen Kraftwerken produzieren. Sie stärkt die Versorgungssicherheit, macht die Schweiz unabhängiger von Rohstoffen aus dem Ausland und spart in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten Milliarden – und Risiko.
Montag 11 August 2025
Liebe Wetzikerinnen und Wetziker, liebe Gäste Ich freue mich sehr, heute am 1. August hier in Wetzikon sprechen zu dürfen. Wetzikon – das ist für mich mehr als ein Ort auf der Landkarte. Es ist ein Stück Zuhause. Meine Familie lebt hier, meine Eltern sind heute auch hier, viele Freundinnen und...